Folge 6: Mehr als Theorie. Schulpolitik zum Anfassen

Shownotes

Wie gelingt guter Ganztag? Welche Folgen hat die Rückkehr zu G9? Und was braucht es, damit Schule Kinder wirklich stärkt? In dieser Folge sprechen wir mit Kathrin Steinhülb-Joos, schulpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion und frühere Rektorin, über die zentralen Herausforderungen und Chancen der baden-württembergischen Bildungspolitik.

Aus der Praxis und aus der Politik bringt sie klare Positionen mit: zur Rhythmisierung des Ganztags, zu multiprofessionellen Teams, zu strukturellen Defiziten, zu Bildungsungerechtigkeit und zu den Auswirkungen der G9-Einführung. Wir diskutieren, warum Räume „der dritte Pädagoge“ sind, weshalb Lehrkräfte dringend entlastet werden müssen und was es für ein modernes Zeitmodell im Lehrerberuf braucht.

Außerdem werfen wir einen Blick auf Qualitätsstandards, kommunale Unterschiede, Chancen der Gemeinschaftsschule und die Frage, wie Schule besser auf Leben, Beruf und gesellschaftliche Teilhabe vorbereiten kann.

Eine Folge, die deutlich macht: Gute Bildung braucht mehr als Reformen auf dem Papier. Sie braucht verlässliche Strukturen, mutige Entscheidungen und ein System, das konsequent vom Kind ausgedacht wird.

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00:00:00: Das Allerwichtigste ist für mich, dass der Ganztag vom Kind ausgedacht wird.

00:00:05: Und das hätte eben auch den großen Vorteil gehabt, dass durch eine Bildungsallianz das Bildungssystem eben nicht nur für eine Legislaturperiode gilt, sondern über die fünf Jahre hinaus.

00:00:17: Von daher glaube ich, dass wir in den letzten Jahren hier einiges versäumt haben.

00:00:22: Mit dem Rechtsanspruch haben wir jetzt eine Form, die übrigens bezahlt werden muss von den Eltern.

00:00:28: Und auch das ist ein Punkt, den ich kritisiere.

00:00:30: Die verbindliche Ganztagesschule ist kostenlos.

00:00:33: Und deshalb gilt es hier, einen Hormenschritt nach vorne, als ich würde schon sagen, ein großer Sprung nach vorne zu wagen und auch zu vollziehen, um allen gerecht zu werden.

00:00:50: Hallo, wir sind Jan und Sebastian.

00:00:52: Herzlich willkommen beim Podcast Momentum.

00:00:55: Mit unserem Projekt?

00:00:56: Rücken wir spannende und aktuelle sozialpolitische Themen ins Licht.

00:01:00: Und das mit interaktiven und innovativen Formaten.

00:01:03: Eure Teilhabe ist das, was

00:01:05: zählt.

00:01:13: Heute habe ich meine Kollegin Sarah an meiner Seite, die Jan, vertritt.

00:01:17: Zu Sarahs Themengebieten im Landesbrot gehört auch zufälligerweise der Bereich Bildung.

00:01:21: Herzlich willkommen auch von meiner Seite.

00:01:24: Ich freue mich sehr, dass wir heute Katrin Steinhülbios im Podcast haben.

00:01:29: Zunächst möchte ich Katrin gerne einmal vorstellen.

00:01:32: Katrin ist in Stuttgart-Balkanstadt geboren.

00:01:37: Sie hat ihr Abitur am Johannes Kepler Gymnasium in Balkanstadt abgelegt und danach ein Studium für Lehramt an Grund- und Hauptschulen an der PH Ludwigsburg aufgenommen.

00:01:49: Seit twohneunzig ist die Lehrerin im baden-württembergischen Schuldienst.

00:01:54: Ab zweihntausendneun war sie dann an der Altenburgschule in Bad Kanzstadt tätig und auch später deren Rektorin.

00:02:02: Sie hat den Umbau zur Ganztags- und Gemeinschaftsschule initiiert.

00:02:06: Dann, ein paar Jahre später, kam ein prägender Schritt in ihrer Biografie.

00:02:11: Denn zweihntausendeinundzwanzig zog Katrin in den Landtag von Baden-Württemberg für die SPD ein.

00:02:18: Und sie ist dort auch schulpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion.

00:02:22: Dann möchte ich auch noch ein paar private Infos geben, die vielleicht nicht jede über Katrin weiß.

00:02:28: Katrin ist zum einen verheiratet und hat drei erwachsene Kinder.

00:02:31: Sie ist Mitglied der Gewerkschafterziehung und Wissenschaft.

00:02:35: Und als Fächterin war sie bereits würzschembergische Meisterin im Floret.

00:02:41: Willkommen Katrin.

00:02:43: Schön, dass du heute da bist.

00:02:45: Hallo, freue mich sehr, da zu sein.

00:02:48: Besser kennen zu lernen, haben wir ein paar Blitzfragen vorbereitet.

00:02:53: Das kennen viele sicherlich aus vorigen Abfolgen.

00:02:57: Die gilt es einfach sehr, sehr schnell, ohne großes Nachdenken zu beantworten.

00:03:02: Tafel oder Tablet?

00:03:04: Tafel.

00:03:05: Elternabend oder Fraktionssitzung?

00:03:07: Beides.

00:03:08: Mercedes oder Fahrrad?

00:03:11: Fahrrad.

00:03:12: Weinschorle oder Apfelschorle?

00:03:14: Apfelschorle.

00:03:15: Schulhund?

00:03:17: Oder Schulgarten.

00:03:18: Beides.

00:03:20: S-Bahn oder Stadtbahn.

00:03:21: Nach dem.

00:03:23: Wärmepumpe oder Fernwärme.

00:03:26: Auch beides je nachdem.

00:03:28: Vertretungsstunde in Physik oder Spanisch geben.

00:03:31: Spanisch.

00:03:32: Medienbildung oder Demokratieförderung an Schulen.

00:03:36: Beides.

00:03:37: Und zuletzt Schulmensa oder Butterbrotbox.

00:03:41: Beides.

00:03:43: Vielen Dank.

00:03:44: Unsere fleißigen Zuhörerinnen und Zuhörer kennen das nächste Segment, was folgt Baden-Württemberg in Sechzig Sekunden.

00:03:50: und auch Ducatrin.

00:03:51: Hast uns eine kurze Geschichte mitgebracht.

00:03:54: Es geht heute ja um den Ganztag und ich habe die Erfahrung gemacht, also es ist um die Einführung.

00:04:00: des Ganztages an der Schule ging, die ich zehn Jahre lang führen durfte, waren hundert Prozent der Elternschaft.

00:04:07: Gegen den Ganztag waren unfassbar skeptisch.

00:04:10: Sie wollten ihre Kinder nicht aus der Hand geben und konnten sich auch nicht vorstellen, wie ein gut gestalterter Ganztag denn aussehen kann.

00:04:17: Dann sind wir ein Prozess eingestiegen mit einem Lenkungsteam und haben über vier Jahre lang den Ganztag erprobt und sukzessive eingeführt.

00:04:26: Wir haben schöne Kooperationsangebote mit eingebunden, den Stadtteil mit eingebunden und Musik, Kunst, Sport, Kultur mit eingebunden.

00:04:37: Auch ganz viel Musik war mit dabei.

00:04:38: Und Ende des Tages war es so, dass sich niemand mehr beschwert hatte, nachdem der Ganztag da war und wir ganz viel Zustimmung erhalten haben.

00:04:46: Ja, vielen Dank dir.

00:04:47: Damit sind wir mitten im ersten Themenblock.

00:04:51: Wir haben es jetzt ja einmal von Sarah, einmal von dir gehört.

00:04:53: Du hast an der Schule, an der du Rektorin warst, den Ganztag eingeführt.

00:04:57: Das heißt, wir haben jetzt sehr viel Praxiserfahrung, die du mitbringst, wo wir auch den Fokus in dieser Folge drauflegen möchten.

00:05:03: Jetzt mal allgemein gefragt, was macht denn die Gestaltung eines guten Ganztages?

00:05:08: Gut.

00:05:09: Das Allerwichtigste ist für mich, dass der Ganztag vom Kind ausgedacht wird.

00:05:14: Und der Einsatzpunkt bringt dann eine gewisse Strukturierung eines Ganztages.

00:05:19: Das heißt, es braucht Konzentrations- und Entspannungsphasen, die sich abwechseln.

00:05:24: Genau das nennt man dann Rhythmisierung.

00:05:26: Und es braucht auch das Einbeziehen neben dem Lernen eben von anderen Personen, von außerschulischen Kooperationspartnern.

00:05:35: Und von was die Kinder wirklich profitieren können, ist, wenn der Ganztag dann Angebote im sportlichen, musischen, künstlerischen und kulturellen Bereich anbietet.

00:05:45: Darüber hinaus kann der Ganztag natürlich dann auch noch den Sozialraum mit einbeziehen und so eben ganz wichtige Beiträge leisten.

00:05:56: Und das Allerwichtigste, mein Eingang war ja eben vom Kinder aus gedacht, ist, dass die Kinder natürlich auch Partizipationsmöglichkeiten bekommen.

00:06:04: Denn es muss darum gehen, dass die Angebote so gestaltet werden, dass sie auch den Bedarfen, den Wünschen und der Neugierde der Kinderrechnung tragen, dass man die Angebote darauf ausrichtet und das hier zu jedem Zeitpunkt die Kinder auch die Möglichkeit haben, mit zu bestimmen, wie der Ganztag gestaltet sein muss.

00:06:27: Auch wie die Räumlichkeiten ausgestaltet sein müssen.

00:06:29: Denn ich habe während der Einführung des Ganztages und auch während der Umsetzung immer wieder von den Kindern gehört, sie brauchen auch mal einen Raum der Stähle, sie brauchen Rückzugsmöglichkeiten, sie möchten auch mal nur Musik hören und der darf der Raum nicht voll sein mit mit zwanzig, achtundzwanzig Kindern oder einmal irgendwo schaukeln können oder sich auf ein Spielgerät legen können, auf eine Bank setzen können, also auch solche zweckfreie Räume dann mal zu schaffen.

00:06:56: Das braucht es und genauso wie die Kinder hier mitgenommen werden müssen, müssen die Eltern mitgenommen werden.

00:07:02: Und wenn ich da von einer Sache berichten darf, die einfach immer mega schön war, war dieses Fest, das wir einmal im Jahr veranstaltet haben, so ein bunter Abend und die Kinder haben alles gezeigt, was sie im Ganztag gelernt haben, die Eltern wurden dazu eingeladen und es war ein Fest von Wunderschöne Darbietungen in allen Richtungen.

00:07:25: Und ich habe die immer noch in sehr, sehr gute Erinnerungen.

00:07:27: Die Eltern, egal aus welcher Kultur, haben sich in die große Tonneille gedrängt.

00:07:33: Sie war komplett ausgebucht.

00:07:35: Und es war immer ein Highlight im Frühjahr, diese Veranstaltung zu machen.

00:07:39: Das Schulfest zeigt ja jetzt von diesem tollen, bunten Miteinander, was ihr da aufgebaut habt.

00:07:45: Wie lässt sich dieses Miteinander denn bewerkstelligen, wenn so viele Personen am Kind arbeiten?

00:07:50: Wie kann man das gut miteinander verknüpfen.

00:07:53: Das funktioniert tatsächlich nur, wenn hier nicht zwei verschiedene Systeme am Werk sind, sondern wenn Schule, Unterricht, Lehrkräfte als Einheit mit den pädagogischen Fachkräften gesehen werden und hier auch dementsprechende gemeinsame Entwicklungszeiten stattfindet.

00:08:09: Es braucht schon fix, es braucht gemeinsame Elternabende bzw.

00:08:14: Elterngespräche und es braucht auch gemeinsame Weiterbildungen.

00:08:18: Es geht darum, Unterrichtsentwicklung bleibt aufseiten der Lehrkräfte, aber Schulentwicklung muss zusammen bewerkstelligt werden und da müssen die pädagogischen Fachkräfte unbedingt mit allen bezogen werden.

00:08:30: Und wenn die Eltern merken, alle sind über alles unterrichtet und alle wollen gemeinsam das Beste für ihr Kind, dann kann der Ganztag auch wirklich wirksam sein.

00:08:40: Das hört sich ja alles sehr gut an.

00:08:42: In der Praxis ist es ja noch nicht überall so weit.

00:08:45: Wie beurteilst du denn die Lage, wenn du jetzt ja mal dich in Baden-Württemberg umschauen.

00:08:49: Wie weit sind wir da?

00:08:50: Du hast ja Konzept und Leitbild schon angesprochen.

00:08:52: Wie weit sind wir da bei einer Entwicklung von einem einheitlichen Konzept und ein einheitlichen Leitbild?

00:08:57: Die Wissenschaft ist sich auch einig, dass eine rhythmisierte Ganztagesschule, in welchem dann auch... zu den Kooperationsmöglichkeiten auch Lernzeit mit eingebaut sind, der allergrößte Gewinn stattfinden kann.

00:09:11: Auch diese Verlässlichkeit durch feste Bezugspersonen ist ein ganz entscheidender Faktor.

00:09:17: Von daher glaube ich, dass Wir in den letzten Jahren hier einiges versäumt haben.

00:09:22: Der Ausbau der rhythmischierten Ganztageschule wurde leider von der grün-schwarzen Landesregierung nicht vorangetrieben, sodass wir eine ganz unterschiedliche Lage haben.

00:09:31: In den Städten haben wir teilweise einen guten Ausbau von verbindlichen Ganztageschulen, von rhythmischierten verbindlichen Ganztageschulen, zum Beispiel in Wahlform, aber in den ländlichen Gebieten weniger.

00:09:41: Und das machte insgesamt die Lage jetzt beim Ausbau des Rechtsanspruches.

00:09:46: auf Ganztagesbetreuung ab twenty-sechsundzwanzig schwierig.

00:09:49: Stuttgart ist hier ganz gut vorangegangen, auch was die Ausbildung der pädagogischen Fachkräfte betrifft.

00:09:56: Sie hat die Fachkräfte der verlässlichen Grundschule weitergebildet zu Ganztageskräften.

00:10:02: Von daher gibt es auch eine Ganztagesversorgung in Stuttgart von über fünfundsechzig Prozent.

00:10:07: Doch an anderen Orten haben wir das nicht.

00:10:10: es ist dringend notwendig, hier die Rhythmisierung auszubauen.

00:10:13: Denn es darf nicht nur darum gehen, die Kinder eine Betreuung zu schicken, sondern erster Linie sollten wir doch die Schülerinnen und Schüler im Fokus haben.

00:10:20: Sie sollen den maximalen Gewinn haben und gefördert werden, in ihren Stärken gefördert werden oder auch in ihren Entwicklungsmöglichkeiten noch weiter unterstützt werden.

00:10:30: Und das bekommen wir eben, wie gesagt, am besten hin, indem es hier ein fest strukturiertes Angebot gibt.

00:10:38: Dazu braucht es natürlich auch entsprechend die Räumlichkeiten, es braucht Rückzugsräumlichkeiten, es braucht zusammenhängende Ganztagesräume, es braucht ein Wahlangebot und es braucht natürlich auch die entsprechenden Innen- und Außenflächen.

00:10:51: Es soll ja auch mal ganz sinnfrei getobt werden können und das geht natürlich nur, wenn dementsprechend auch der Raum dafür vorhanden ist und auch Spielgeräte dafür vorhanden sind.

00:11:01: Ja, wenn wir bei der Raumfrage sind, sind wir auch relativ schnell bei der Finanzierungsfrage.

00:11:05: Räume müssen ja von den Kommunen gestellt werden.

00:11:08: Wie sieht das denn auch bei dem gesamten Ganztagszusatzangebot an, was ja die Rhythmisierung ausmacht?

00:11:14: Wie wird der finanziert?

00:11:16: Wer zahlt da eigentlich was?

00:11:17: Wie können wir uns das vorstellen?

00:11:19: Ja, also die Kosten werden vom Schulträger getragen, alle sächlichen Kosten, die kosten, die die Schulhausbau betrifft und alle personellen Kosten werden vom Land getragen.

00:11:31: Und deshalb gibt es hier dementsprechende Schulbaupfutterprogramme, die allerdings auch sehr schnell schon besetzt waren und auch verteilt waren.

00:11:41: Anfänglich wollte die Landesregierung diese Geld per Losverfahren verteilen, was natürlich auf sehr viel Widerstand stieß und da auch nochmal nachgesteuert wurde.

00:11:51: Doch es ist dringend notwendig, dass ja ausreichend Finanzen zur Verfügung gestellt werden.

00:11:56: Denn es heißt ja nicht zu unrecht.

00:11:58: Der Raum ist hier der dritte Pädagoge und muss natürlich das pädagogische Konzept auch begleiten können, auch, weil es Differenzierungsräume betrifft und Rückzugsräume oder auch das Lernen in kleineren Gruppen betrifft.

00:12:13: Ja, jetzt hast du nicht nur eine Ganztagsschule aufgebaut, sondern auch eine Gemeinschaftsschule.

00:12:18: Und da hat Sarah auch ein paar Fragen zu diesem Themenbereich.

00:12:22: Damit kommen wir zum Themenblock G-neuen und auch andere Schulformen wie die Gemeinschaftsschule.

00:12:29: Ab diesem Schuljahr, im Jahr von Jahrzehnten, ist das neunjährige Gymnasium wieder die Regelform in Baden-Württemberg.

00:12:37: Zunächst werden die Klassen fünf und sechs auf das neunjährige Gymnasium umgestellt.

00:12:42: und anschließend erfolgt eine jährliche Anpassung der weiteren Jahrgangsstufen.

00:12:48: Welche Herausforderungen stellen sich denn durch die Wiedereinführung des G-neuen in Baden-Württemberg in Bezug auf Ressourcen, andere Schulformen, wie auch zum Beispiel die Gemeinschaftsschule?

00:13:03: Die Ausgestaltung zur G-neuen war Im Prinzip ja nicht mehr aufzuhalten.

00:13:09: Viele Eltern haben sich für ihre Kinder mehr Landzeit gewünscht und mit diesem Anspruch ist man auch in das Thema genauen eingestiegen.

00:13:19: Was jetzt passiert ist, ist, dass der Unterrichtsstoff auf neun Jahre gestreckt wurde und das hat zur Folge, dass in der Unterstufe zwei Stunden weniger unterrichtet werden.

00:13:31: und teilweise das genäuernden als Halbtagesschule angeboten wird.

00:13:35: Das stellt natürlich viele Eltern vor Herausforderungen.

00:13:38: Es gibt Eltern, die können das auffangen, indem sie ihre Kindern zusätzliche Möglichkeiten über die Musikschule, Sportvereine bieten.

00:13:45: Andere Eltern können es nicht und andere Eltern können sich auch nicht hinreichend um ihre Kinder kümmern.

00:13:51: Das heißt, durch das, dass es hier keine Pultstunden gab, um die Ganztagesstunden aufzustocken oder den Ganztag für Klasse fünf sechs auszugestalten, empfinde ich nun für die Klasse fünf sechs das genauen, teilweise schon als große Bildungsungerechtigkeit.

00:14:10: Und was die Auswirkungen auf die andere Schularten betrifft, es ist bekannt, dass das meiste Geld in das Gymnasium fließt und wir doch eigentlich darauf schauen sollten, dass alle Kinder die bestmögliche Bildung erhalten, Das heißt, damit dürfen die anderen Schularten eben nicht vernachlässigt werden.

00:14:27: Und was schon gar nicht passieren darf, dass durch das G-neuen jetzt ein großer Run passiert, dass alle nun auf das G-neuen wollen.

00:14:34: Es wurde ja befürchtet, was sich ja dann auch gezeigt hat in dem Kompassiv-Test der Grundschule, der dann so schwer gestaltet war, um vermutlich eben hier zu entgegenzusteuern, sodass viele Kinder den Zugang zum Gymnasium gar nicht erst geschafft hätten.

00:14:50: muss im Zuge der genauen Einführung aus meiner Sicht das Bildungssystem an sich auf den Prüfstand gestellt werden und neben dem Gymnasium eine ganz starke, attraktive Säule auf die Beine gestellt werden.

00:15:04: und es geht eben nur mit allen Fraktionen, allen demokratischen Fraktionen zusammen.

00:15:08: und deshalb hätten wir uns ja auch in dieser Stelle eine Bildungsallianz gewünscht, die das Bildungssystem genau nochmal prüft und Dahingehend prüft das Überschneidungen herausgenommen werden und neben dem Gymnasium in einer starken zweiten Zäule alle Kinder jeglichen Abschluss machen können.

00:15:28: Und das hätte eben auch den großen Vorteil gehabt, dass durch eine Bildungsallianz das Bildungssystem eben nicht nur für eine Legislaturperiode gilt, sondern über die fünf Jahre hinaus und die Eltern und Schülerinnen und Schüler langfristig auch Sicherheit gehabt hätten.

00:15:46: Du hast das Thema Ressourcen auch schon angesprochen gehabt, wird ja die Rückkehr zum G-neuen auch Auswirkungen auf die Lehrkräfteverteilung in Baden-Württemberg haben bzw.

00:15:56: das Schuljahr hat ja schon begonnen, also was kann man da schon beobachten und vermutlich werden ja dadurch dann auch wieder mehr Lehrkräfte in Gymnasien künftig benötigt, richtig?

00:16:08: Es

00:16:08: werden auf jeden Fall aufwachsend mehr Gymnasialerkräfte benötigt und deshalb Es standen viele Referendare, die auf Gymnaselleramt studiert haben.

00:16:19: Jetzt war der Situation, dass sie fest damit gerechnet haben, eingestellt zu werden und eben doch kein Angebot bekommen haben.

00:16:27: Und hier hätte ich mir gewünscht, dass die Lehrkräfte eingestellt werden und in der Zeit, in der sie eben jetzt noch nicht gebraucht werden, anderweitig zur Differenzierung auch in anderen Schularten eingesetzt werden.

00:16:39: Wir brauchen hier langfristig für alle Kinder in jeder Schulart bestmögliches, qualifiziertes Personal, sodass alle Kinder ihren Weg gehen können und auch nicht darauf angewiesen sind, dass sie vielleicht das Schulgebäude wechseln müssen, ihren Pierkop verlassen müssen, sondern dort, wo sie Sinn optimal gefördert werden.

00:17:02: Wenn man sich jetzt das Gymnasium in neun Jahren und auch die Gemeinschaftsschule anschaut, welche Erfahrungen gibt es da bezüglich Chancengerechtigkeit und auch der Durchlässigkeit, wenn man diese beiden Schularten miteinander vergleicht?

00:17:17: Die Gemeinschaftsschule hat gezeigt, dass sie Kinder so gut gefördert hat, dass bei über fünfzig Prozent entgegen der Bildungsempfehlung ein höherer Abschluss möglich war.

00:17:30: Und es zeigt, dass dieses andere Zugehen, diese spätere Entscheidung für einen Schulabschluss, die Differenzierungen, die Niveau-Differenzierung zu jeder Zeit und zu jeder Stunde den Schülerinnen und Schülern hilft, ihre eigene Potenziale zu entdecken und in den eigenen Potenzialen gefördert zu werden.

00:17:50: Und zwar in einer Schulgemeinschaft, in derselben Schulkruppe, in derselben Bezugsgruppe, ohne dass sie die Schule verlassen müssen, das Gebäude verlassen müssen.

00:18:02: Hier besteht ein ganz, ganz großes Potenzial.

00:18:05: Ich bin überzeugt davon, dass auch andere Schularten Potenziale aufweisen und deshalb könnte ich mir eine zweite starke Säule vorstellen, die das Beste aus allen Schularten vereinigt, um den Kindern dann alle Abschlüsse zu ermöglichen, vor allem den bestmöglichen Abschluss zu ermöglichen.

00:18:26: Werden denn Schülerinnen und Schüler jetzt von dem Wechsel von G-Acht auf G-Neun, also durch ein längeres Zeitmodell, am Ende auch besser auf das Abitur vorbereitet und kann man damit davon ausgehen, dass das Bildungsniveau am Ende steigen wird.

00:18:45: Was sich viele erhofft haben, ist die Möglichkeit vertiefen zu können und wie es mir eine Schülerin gesagt hat, Leidenschaften entwickeln zu können.

00:18:53: Ich glaube, diese Hoffnung geht nicht auf, weil es dafür viel zu wenig Poolstunden gibt und viel zu wenig Möglichkeiten tatsächlich auch in Kleingruppen und in anderen Formaten zu lernen.

00:19:05: Ich könnte mir auch Landformate vorstellen, außerhalb des Schulgebäudes.

00:19:09: Auch solche neue Wege wurden jetzt nicht begangen.

00:19:14: Und ich glaube, dass wir daher nicht diesen Erfolg bekommen in Richtung besseres Lernniveau oder mehr Wissen.

00:19:22: Denn dafür braucht es anderes, es braucht projektartigen Unterricht, es braucht die Möglichkeit, Selbstverantwortung zu übernehmen und es braucht die ganz große Möglichkeit, auch in kleineren Gruppen seinen Leidenschaften nachgehen zu können, zu vertiefen und Schwerpunkte bilden zu können.

00:19:40: Dann gebe ich wieder ab zu Sebastian für den dritten Themenblock.

00:19:45: Genau, Teil drei haben wir, es braucht PädagogInnen genannt.

00:19:49: Wir möchten noch mal ein bisschen auf die Gestaltung des Lehrberufs eingehen und auch auf andere PädagogInnen.

00:19:56: Wir haben ja viel jetzt schon über die Rolle von multiprofessionellen Teams gesprochen, oder es klang immer mal wieder mit durch, dass das ja auch ein wichtiger Teil eines rhythmisierten Ganztages ist.

00:20:06: Welche Rolle spielen diese Teams gerade bei der Entlastung von Lehrkräften und welche Auswirkungen hat das eigentlich auf die Deputatsstunden?

00:20:14: Wir haben die Situation, dass in vielen Schulen Klassen unterrichtet werden, die eine sehr große Heterogenität aufweisen und eine Lehrkraft für achtundzwanzig Kinder hier nicht, dass die Unterstützung bieten kann, die notwendig wäre.

00:20:33: Es hat gezeigt, dass das Lernen in kleineren Gruppen sehr effektiv ist.

00:20:39: während der Covid-Krise gesehen, dass hier Gruppen geteilt wurden und wir beispielsweise in Werra Acht in den weiterführenden Schulen viel bessere Ergebnisse erzielt hatten als bisher.

00:20:51: Und genau das zeigt sich doch auch in den Grundschulen, die Möglichkeit differenzieren zu können, kann die Kinder dort abholen, wo sie stehen und eine bessere Förderung und eine bessere Forderung ist damit möglich.

00:21:04: Und deshalb müssen wir Möglichkeiten schaffen, auch in kleineren Gruppen unterrichten zu können und vor allem auch auf die Bedarfe der Kinder einzugehen.

00:21:12: Dazu braucht es im Klassenzimmer entsprechend des qualifiziertes zusätzliches Personal eine Lehrkraft.

00:21:18: kann dies für achtundzwanzig Kinder heute nicht mehr leisten.

00:21:22: Und es bringt hier nichts, die Augen zu verschließen, sondern diese Situation müssen wir uns stellen und hier muss Abhilfe geschaffen werden.

00:21:29: Deshalb braucht es auch zusätzliche Professionen.

00:21:32: Schulzuzahlarbeit ist ein Thema, was wir an jeder Schule heute benötigen und zwar eine hundertprozent Stelle für jede Schulart.

00:21:41: Denn die Einzelfälle nehmen immer mehr zu und eine Lehrkraft hat hier unmöglich die Zeit, sich diesen Themen zu stellen.

00:21:49: Außerdem geht es ja auch um unterschiedliche Rollen, die eine Schulsozialarbeit hat gegenüber einer Lehrkraft.

00:21:54: Aber auch Heilpädagoginnen oder Sprachtherapeutinnen, hier gibt es ganz verschiedene Professionen, die hier zusätzlich unterstützen können.

00:22:02: Insgesamt, und das möchte ich an der Stelle ganz deutlich sagen, ist das schönste Lehrberuf, den Kindern zu helfen, damit sie andere Lernniveaus erreichen können, zu helfen, ihre Potenziale zu entdecken und zu zeigen, du bist richtig, so wie du bist und du bist eine ganz wertvolle Person.

00:22:22: Und dazu braucht es eben auch die Zeit und die Möglichkeiten, die eben so wie im Moment Bildung gestaltet ist.

00:22:29: nicht gegeben sind.

00:22:31: Lehrkräfte müssen unbedingt entlastet werden.

00:22:33: Du hast es angesprochen.

00:22:35: Sie müssen entlastet werden von Verwaltungsaufgaben.

00:22:37: Auch Schulleitungen müssen entlastet werden.

00:22:39: Es braucht ja unbedingt Verwaltungsassistenzen, eben diese multiprofessionellen Teams, um hier differenzierter vorgehen zu können.

00:22:46: Es braucht aber auch Personen, die sich beispielsweise um die Digitalisierung kümmern.

00:22:53: Es kann nicht sein, dass wir hier für Unterrichtsstunden bereitstellen.

00:22:56: Das denke ich, können unbedingt andere Personen übernehmen.

00:23:00: Du hast jetzt ja gerade schon einige Punkte angesprochen, die Lehrkräfte entlasten können.

00:23:06: Und wir haben ja auch schon gerade durchgehört, was für dich die Begeisterung des Lehrberufs ausgemacht hat.

00:23:12: Das ist super, wenn sich junge Menschen begeistern können, dann kommt aber irgendwann die knallharte Realität.

00:23:19: Und ein Lehrberuf lässt jetzt Homeoffice eher weniger übrig.

00:23:23: Die jungen Menschen werden ja auf dem Arbeitsmarkt gebraucht überall.

00:23:27: Und wie können wir jetzt den Beruf so gestalten, dass junge Menschen nicht so die Begeisterung und die Lust verlieren oder vielleicht auch noch mehr Lust bekommen, Lehre hinzuwerden?

00:23:38: Also was können wir da anbieten?

00:23:39: Ich glaube, das ist ein ganz wichtiger Punkt ist, was ich gerade gesagt habe, diese Entlastung, damit der Lehrberuf auch wieder Spaß machen kann.

00:23:47: Es geht aber auch einher mit einer fehlenden Wertschätzung.

00:23:51: Wertschätzung heißt, die Bedarfe der Lehrkräfte auch ernst zu nehmen und das heißt auch viel mehr Raum zu geben für Teambesprechungen.

00:24:03: und Teambesprechungen versus Kontingentstundentafel muss man an der Stelle ganz klar sagen.

00:24:09: Es ist notwendig mit vielen Kooperationspartnerinnen zu sprechen.

00:24:12: Die Aufgabenfelder sind größer geworden, sind mehr geworden.

00:24:17: Und das ist innerhalb dieses Debutades ebenso nicht mehr zu leisten.

00:24:20: Und eine Schule und eine Qualität einer Schule lebt davon, dass sehr viel Austausch stattfinden kann, dass gemeinsam Schulentwicklung stattfinden kann.

00:24:28: Und das ist in diesem Rahmen so nicht möglich.

00:24:31: Deshalb plädiere ich auch ganz stark dafür.

00:24:33: dass ein anderes Zeitmodell auf jeden Fall diskutiert wird und in Wissir genommen wird, um hier den Lehrkräften mehr entgegenkommen zu können.

00:24:42: Natürlich spielt auch die Bezahlung eine Rolle.

00:24:44: Also die Grundschullehrkräfte stehen immer noch auf A-II, E-II, auch das ist ein Punkt, den wir auch als SPD-Landtagsfraktion ganz stark fordern.

00:24:53: A-III, E-III ist überfällig, um zu zeigen, ja, du übst hier einen ganz anspruchsvollen Beruf aus, der alle Kinder, die die Grundschule besuchen, auf eine weiterführende Schule, auf das weitere Leben vorbereiten.

00:25:07: Du stellst dich hier dieser Heterogenität und gibst jeden Tag das Allerbeste.

00:25:12: Das ist ein sehr hoher Anspruch, der doch auch gebührend in der Gesellschaft wieder gesehen werden sollte.

00:25:18: Dazu braucht es insgesamt auch in anderen Stellen andere Bedingungen.

00:25:21: Es stört mich extrem, dass Referendare nach absolvieren, dass Referendariats dann entlassen werden, vor den Sommerferien entlassen werden und selbst wenn sie die Zusage von der Festanstellung haben, danach den Sommerferien erst wieder eingestellt werden.

00:25:35: Sie bereiten sich in den Ferien schon vor, sie treffen sich mit den neuen Kolleginnen und Kollegen, sie haben Teambesprechungen und das alles wird nicht bezahlt, also das geht für mich einfach nicht mehr

00:25:45: auf.

00:25:46: Ja, also auch eine Sache des Respekts.

00:25:48: Was mich jetzt noch interessieren würde, du hast andere Zeitmodelle angesprochen.

00:25:51: Wie könnte denn das aussehen?

00:25:53: In anderen Zeitmodellen müssen diese extra Aufgaben mit allen bezogen werden.

00:25:57: Hamburg ist hier schon vor zehn Jahren vorangegangen und hat ihren Modell entwickelt.

00:26:03: Selbstverständlich muss dieses Modell auch ständig angepasst werden und braucht das Modell auch mehr Ressource.

00:26:08: Doch wenn wir wirklich auch mehr Lehrkräfte für den Unterricht begeistern wollen, dann muss genau hier eingesetzt werden.

00:26:15: Es muss wieder Spaß machen, damit man den Kindern tatsächlich helfen kann und auch mit einem guten Gefühl am Ende des Tages nach Hause geht und sagt, ja, wir haben hier nicht nur Wissen vermittelt, sondern wir haben auch hier soziales Lernen vermittelt und wir bekommen dafür auch Zeit.

00:26:31: Und darum muss es eben auch gehen.

00:26:35: der Bildungsplan und auch Unterricht so strukturiert ist, dass Klassenstunden möglich sind, dass ein Klassenradstand finden kann, dass man Zeit hat, um Probleme und auch Streitereien, die natürlicherweise aufkommen, bearbeiten kann, gemeinsam angehen kann und auch das soziale Lernen miteinander als Team einüben kann.

00:26:58: Denn nur wäre tatsächlich Frei ist von dem, was einen gerade belastet, der kann dann auch Wissen und Lernen aufnehmen.

00:27:06: Und das kommt meiner Ansicht nach zu kurz.

00:27:08: Wir brauchen natürlich die Wissensvermittlung, wir brauchen aber auch das Mitdenken des selbstverantwortlichen Lernen in Gruppen, in Teams und auf der anderen Seite auch das soziale Lernen.

00:27:20: Einen letzten Punkt bevor wir zu den Fragen aus der Community kommen, habe ich noch, und zwar ist das Stichwort Qualität immer wieder gefallen jetzt.

00:27:28: Wenn wir jetzt Qualitätskriterien und Mindeststandards anschauen, wenn ich jetzt mal gezielt hier auch auf den Ganztag und die Ausgestaltung gucke, welche Grundlagen gibt es denn jetzt für Kommunen als Schulträger?

00:27:38: Da ist ja so ein Spannungsfeld eben zwischen dem Schulgesetz und dem Jugendhilfegesetz.

00:27:44: Wie können wir dieses Spannungsfeld lösen?

00:27:47: Was wir unbedingt brauchen für den Rechtsanspruch Ganztagesbetreuung sind verlässliche Qualitätsstandards, die wir leider im Moment noch nicht haben.

00:27:57: Und das macht auch ganz vielen Sorgen.

00:28:00: Es macht auch vielen Schulträgern Sorgen.

00:28:05: Denn wir haben beispielsweise in der verbindlichen, rhythmisierten Ganztageschule sehr hohe Standards durch den Qualitätsrahmen Ganztageschule.

00:28:15: Hier haben auch die Fachkräfte, die aus der Hot-Betreuung kommen, sehr hohe, bringen sehr hohe Standards mit.

00:28:22: Aber für die jetzt Anvisierte Ganztagesbetreuung, die die Jahre beginnt, gibt es keinen Qualitätsrahmen Ganztagesbetreuung.

00:28:34: Und das hat zufolge das ganz unterschiedliche Personen am Start sind mit unterschiedlichen Qualifikationen.

00:28:40: Ich glaube aber, das interessiert die Eltern wenig.

00:28:43: Sie wollen, dass ihre Kinder bestmöglich hier betreut und gebildet werden.

00:28:48: Und es bekommen wir sicher nicht hin, wenn hier keine einheitlichen Standards aufgestellt werden.

00:28:54: Auch was das Thema Kinderschutz betrifft, das ist ja eine ureigene Sache, der ja aus der Jugendhilfe ist, haben wir hier immer noch nicht alle Fragen beantwortet und es herrscht immer noch Unsicherheit, was diese Standards betrifft und auch was den Kinderschutz betrifft, denn die Institutionen der Jugendhilfe bringen hier ganz viel Erfahrung mit.

00:29:23: Jetzt aber mit dem neuen Rechtsanspruch Ganztagesbetreuung wird die Fachaufsicht bei den Regierungspräsidien legen.

00:29:33: Und das bringt jetzt diese Diskrepanz mit, die auch noch nicht abschließend geklärt ist.

00:29:39: Wir haben natürlich wieder unsere Community gefragt, welche Fragen Sie gerne an Katrin Steinhülbius stellen möchten.

00:29:48: Und ich stelle als erstes die Frage einer Mutter.

00:29:52: Die sagt, ich arbeite Vollzeit.

00:29:55: Da hilft mir das Ganztagsangebot total.

00:29:58: Aber warum gibt es zwischen Schulen so riesige Unterschiede?

00:30:02: Warum hängt das davon ab, wo man wohnt?

00:30:05: Das ist eine sehr gute Frage.

00:30:07: Genau darum geht es, dass in den letzten Jahren viel zu wenig verbindliche Ganztageschulen ausgebaut wurden.

00:30:15: Und die verbindlichen Ganztageschulen haben bereits große Erfahrungen.

00:30:20: Sie haben hier außerschulische Kooperationspartner einbezogen aus dem musischen, kulturellen, sportlichen, künstlerischen Bereich.

00:30:28: Und andere Schulen sind eben noch keine Ganztageschulen, weil hier Ja, weil das Thema einfach viel zu wenig vorangetrieben wurde und die Personen, auch die Schulen selbst, zu wenig mitgenommen wurden oder auch Fragen nicht geklärt wurden.

00:30:45: Und es muss auch darum gehen, aus meiner Sicht, dass eigentlich alle Kinder in der verbindlichen, rhythmisierten Ganztageschule ein kostenloses Essen bekommen.

00:30:54: Das gehört für mich zur Bildung dazu.

00:30:56: Auch das haben wir nicht.

00:30:58: Ja, aber die Frage, warum es diese Unterschiede gibt, liegt darin, dass es bisher eben freiwillig war.

00:31:04: Die Schulen konnten hier sich melden und sagen, sie würden sich gerne weiterentwickeln, sondern ganz Tage Schule.

00:31:11: Dann war es dem Engagement der einzelnen Schule geschultet und dem Zusammenspielen mit dem Schulverwaltungsamt, mit dem Schulträger in diesem Fall.

00:31:20: Und das ist genau das Thema.

00:31:21: Wenn wir Bildungsgerechtigkeit wollen, dann darf das nicht im einzelnen Standort überlassen sein, sondern jedes Kind muss hier.

00:31:29: die Chance auf bestmögliche Bildung bekommen, aber auch die Eltern.

00:31:33: Es gab letztes Jahr eine Umfrage, was die Wünsche der Eltern betraf und es haben vierzig Prozent der Eltern zurückgemeldet, dass sie gerne mehr arbeiten würden.

00:31:43: Dass dieses mehr arbeiten, aber ja dann nur möglich wird, wenn auch entsprechend die Betreuungsangebote gewährleistet sind.

00:31:50: Und genau diese Situation haben wir eben noch nicht.

00:31:54: Die Kinder haben den Anspruch, unsere Wirtschaftsbraucht ist, unsere Eltern brauchen es und wir sind leider da noch lange nicht so weit, wie wir sein sollten.

00:32:02: Und deshalb gilt es hier, einen enormen Schritt nach vorne, als ich würde schon sagen, ein großer Sprung nach vorne zu wagen und auch zu vollziehen, um allen gerecht zu werden.

00:32:13: Wir sehen, hier gibt es also noch sehr, sehr große Baustellen.

00:32:17: Nicht mal genau ein Jahr sozusagen, weniger als ein Jahr mittlerweile, bis dieser Rechtanspruch tatsächlich in Kraft ist.

00:32:26: Und wie du auch sagst, das darf das am Ende nicht von der Finanzlage der Kommunen abhängen und dadurch eben auch nicht mit dem Wohnort verbunden sein, sondern muss eigentlich tatsächlich für alle gegeben sein.

00:32:40: Ich habe hier noch eine Perspektive eines Lehrers, der uns geschrieben hat, mir sollen Ganztag organisieren, rhythmisieren, digitalisieren.

00:32:49: Aber wann eigentlich?

00:32:51: Wann sollen Lehrer und Lehrerinnen noch atmen?

00:32:55: Genau darum geht es, dass wir mit dem bisherigen Kontingentstundenmodell nicht hinkommen.

00:33:01: Die Aufgaben, die Herausforderungen, sind so vielfältig geworden.

00:33:05: Das heißt, es darf kein obendrauf sein, das alles zu leisten, sondern die Bildung muss so gestaltet sein, dass jede Lehrkraft diese Seite zu investieren kann.

00:33:18: die Zeit zum Austausch und die Zeit zur Weiterentwicklung und die Zeit, um diese Aufgaben zu erfüllen.

00:33:24: Und von daher braucht es eine Änderung.

00:33:26: Ansonsten wird es immer ein Stück Wert bleiben.

00:33:29: Die einen bekommen es hin, die anderen bekommen es weniger hin.

00:33:32: Eine Schule ist gut aufgestellt durch Kooperationspartner, andere nicht.

00:33:37: Und dann kommt es darauf an, auch allein, wie das Kollegen zusammengestellt ist.

00:33:41: Wenn es viele Lehrkräfte gibt, die vielleicht noch Jungen allein stehen sind und ihre komplette Zeit investieren, den Abend, den Abend, die Nacht des Wochenende mitinvestieren, dann wird an der Schule mehr für die Kinder getan als in anderen.

00:33:58: Das darf aber nicht sein, dass wir hier so eine Entgrenzung der Arbeitszeit einfach hinnehmen.

00:34:05: Es ist höchste Zeit, dass hier strukturelle Veränderungen stattfinden und wir Schule so gestalten können, dass jedes Kind dort abgeholt werden kann, wo es steht und bestmöglich gefördert werden kann.

00:34:20: Und davon sind wir mit dem jetzigen Bildungssystem noch sehr weit entfernt.

00:34:25: Wir haben auch von einem Handwerksmeister gehört, hier auch nochmal die Perspektive aus der Wirtschaft, der uns geschrieben hat, dass sehr, sehr viele Jugendliche, die bei ihm eine Ausbildung anfangen, sehr überfordert sind mit dem einfachen Alltag.

00:34:40: Und deshalb fragt, müsste Schule nicht mehr auf Leben und Beruf vorbereiten statt auf Prüfungen?

00:34:48: Wir brauchen beides.

00:34:50: Und um das fassieren zu können, um auf Späte vorbereiten zu können, ist es unverzichtbar, Möglichkeiten zur Schwerpunktbildung bereitzustellen.

00:35:02: Das heißt, wenn ich mir Projekte aussuchen kann, in denen ich auch noch Verantwortung übernehmen kann, und Demokratiebildung im entsprechenden Maße an der Schule gefördert wird, dann ist es möglich.

00:35:18: Das haben wir eben im Moment nicht.

00:35:20: Das heißt, wir brauchen auch andere Prüfungsformate und wir brauchen auch innerhalb von den Fächern.

00:35:26: Wir können jetzt nicht noch mehr Fächer anbauen, weil die Stundentafel ist schon voll.

00:35:31: Aber innerhalb dem, was angeboten wird, können wir beispielsweise viel mehr Wahlinhalte anbieten.

00:35:37: und auch Wahlprojekte anbieten.

00:35:39: und deshalb würde ich mir hier insgesamt viel mehr Flexibilität wünschen für die Schulen und eben auch die Möglichkeit wünschen, dass außerhalb der Schule gelernt werden kann, dass auch Schülerinnen und Schüler, die in Bezug auf Selbstständigkeit schon weiter sind, vielleicht auch manche Dinge von zu Hause erledigen können oder wenn sie sich mit anderen Mitschülerinnen treffen.

00:36:02: zusammen Projekte gestalten können.

00:36:04: Ja, wir brauchen hier ein anderes Lernen.

00:36:06: Es zeigen uns auch andere Länder, wie das geht.

00:36:09: Kanada, Australien, sie bieten beispielsweise quartalsweise vier verschiedene Fächer an, die dann schwerpunktmäßig besucht werden, die dann auch miteinander vernetzt werden und verbunden werden.

00:36:23: Auch hier könnte ich mir noch viel mehr vorstellen.

00:36:26: Das heißt, es lohnt sich sehr oft, auch einfach mal über den Tellerrand zu schauen und zu schauen, wie wurde das vielleicht in anderen Ländern gelöst.

00:36:33: Ja, erfolgreiche Länder, wenn ich das noch anführen darf, haben integrative Systeme.

00:36:38: Und ich glaube, da können wir schon hinschauen und uns auch etwas abschauen.

00:36:43: Mit Sicherheit.

00:36:44: Dann noch zuletzt die Perspektive eines Vereinsvertreters, der uns geschrieben hat.

00:36:49: Bei uns im Verein arbeiten wir viel mit Ehrenamtlichen, die sich in Schulen oder im Ganztag gerne mehr einbringen würden.

00:36:57: Sei es bei Hausaufgabenhilfe, Freizeitangeboten oder einfach als Ansprechpartner für Kinder.

00:37:02: Aber oft wissen wir gar nicht, wo wir da überhaupt andocken können.

00:37:06: Wie kann es gelingen, dass solche Engagementstrukturen stärker in den Ganztag mitgedacht werden?

00:37:13: Und welche Rolle können Organisationen künftig im Zusammenspiel von Schule, Kommune und Ehrenamt spielen?

00:37:21: Hier geht es darum, auch Verbindungen in den Sozialraum zu schaffen.

00:37:26: Das heißt, das, was es schon gibt, im Stadtteil besser einzubeziehen.

00:37:31: Und diese Möglichkeit gibt es eben mit der rhythmisierten Ganztageschule, dass dann ein Schulträger diese Leistungen einkauft und mit einbezieht.

00:37:41: Das heißt, solange wir das nicht haben, ist es wichtig, überhaupt zu informieren und in gemeinsamen auch Stadtteilsitzungen das Thema anzusprechen.

00:37:50: und mit den Schulhaltungen darüber ins Gespräch zu gehen, ob der Ausbau zu einer verbindlichen Ganztageschule, den ich möglich wäre.

00:37:58: Denn wir haben das Thema vorhin schon angesprochen.

00:38:01: Es gibt Schulen, die gehen diesen Schritt von sich aus und andere sind noch nicht so weit.

00:38:07: Doch genau dieses Anregen zu diesem Schritt braucht es eben.

00:38:11: Und aus meiner Sicht braucht es diese Anregen lieben auch von der Schulaufsichtsebene.

00:38:16: Dann sind wir bereits fast am Ende der sechsten Podcast-Folge angekommen und haben noch eine letzte Frage an dich Katrin.

00:38:24: Welches Momentum nimmst du aus der Folge heute für deine Arbeit mit?

00:38:29: Und ich kann dir schon vorab sagen, wir haben sehr, sehr viel mitgenommen.

00:38:33: Ich möchte mich zunächst ganz herzlich bedanken, dass ihr als Friedrich Ebert Stiftung das Thema Ganztageschule, Verbindliche Rhythmusjerte Ganztageschule und Ganztagesbetreuung aufgenommen habt.

00:38:44: Und das ist ja tatsächlich ein Thema, das ganz, ganz viele bewegt.

00:38:47: Und ich habe jetzt heute mitgenommen, wie wichtig es ist, die Menschen noch mehr zu informieren und sie dort abzuholen.

00:38:56: Denn jeder hat doch die Schule so im Kopf, wie er sie selbst besucht hat.

00:39:00: Und wir haben alle eine rhythmisierte Ganztageschule, in der wir ein Instrument spielen konnten, in der wir ins Theater... gehen konnten oder mit dem Theater zusammen eine Vorstellung erarbeiten konnten, das kennen wir doch in diesem Maße überhaupt nicht.

00:39:15: Oder Sport ausgeübt werden kann.

00:39:17: Oder man sogar während dem Ganztag Mittegruppe die Schule verlässt und in die Sportstätte zusammen geht und dort den Sport ausüben kann.

00:39:25: Also das sind ganz, ganz tolle Möglichkeiten auch Kultur noch erleben zu können.

00:39:30: Von daher hat es mir doch heute gezeigt, dass es wichtig ist, informieren die Leute mitzunehmen.

00:39:36: und noch stärker ins Gespräch zu gehen.

00:39:37: Danke für diese tolle Möglichkeit.

00:39:39: Ja, vielen Dank auch an dich, Katrin, dass du dir die Zeit genommen hast, zu informieren, hier in unserem Podcast.

00:39:45: Und vielen Dank natürlich auch an unsere Zuhörerinnen und Zuhörer.

00:39:49: Vergesst nicht, uns auf Instagram, Facebook oder LinkedIn zu folgen, dann verpasst ihr keine Infos zu den nächsten Folgen.

00:39:55: Unseren Kontakt und alle weiteren relevanten Informationen findet ihr in den Show notes.

00:40:01: Das war die letzte Folge der Podcastreihe Momentum in diesem Jahr.

00:40:06: Im nächsten Jahr geht der Podcast aber weiter.

00:40:09: Unter anderem planen wir eine Folge mit Hendrik Bettnatz, dem Landrat des Landkreises Tübingen.

00:40:16: Wir wünschen euch eine schöne Adventszeit und einen guten Start ins neue Jahr.

00:40:21: Und bis dahin bleibt im Gespräch.

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