Folge 2: Transforma… Was? Baden-Württemberg im Wandel

Shownotes

In dieser Momentum-Folge geht es um nichts weniger als die Zukunft Baden-Württembergs. Ausgangspunkt ist die neue FES-Studie „Zukunftsfähig durch Cleantech“, die zeigt, wie unser Land vom Autoland zum Technologieland werden kann. Gemeinsam mit unserem Gast Andreas Stoch, SPD-Fraktionsvorsitzender im Landtag, sprechen wir über Chancen und Risiken der sozial-ökologischen Transformation.

Wir diskutieren:

Wie gelingt der Wandel hin zu sauberer Technologie ohne soziale Spaltung?

Welche Rolle spielen Weiterbildung, Fachkräfte und Mitbestimmung für gute Arbeit in der Transformation?

Und wie schaffen wir es, dass Baden-Württemberg nicht zum „neuen Detroit“ wird, sondern Innovationsmotor bleibt?

Eine Folge über Mut statt Angst, soziale Sicherheit im Wandel – und die Frage, wie Transformation für alle gelingen kann.

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00:00:00: Also ich sag's mal ganz hart, wenn wir diesen Wandel nur so gestalten, dass ihn sich wenige leisten können, dann fällt uns die Gesellschaft auseinander.

00:00:10: Baden-Württemberg funktioniert als Industrieland.

00:00:14: Wir wollen kein Detroit und wir dürfen auch nicht zunassen, dass es ein Detroit wird.

00:00:19: Der Riefbindung ist wichtig.

00:00:22: Und ja, es ist so, Baden-Württemberg ist viel zu langsam unterwegs.

00:00:27: Ich bin ein häufiger Zugfahrer.

00:00:32: Und je geringer der Zuspruch für die politischen Radikale, desto besser hat die Transformation funktioniert, dann müssen wir an irgendeinem Punkt auch mal über die Frage diskutieren, ob wir nicht ein verbrieftes Recht auf Weiterbildung brauchen.

00:01:07: Eure Teilhabe ist das, was zählt.

00:01:09: Folge zwei.

00:01:11: Transformer.

00:01:12: Was?

00:01:13: Baden-Württemberg im Wandel.

00:01:15: Ausgangspunkt für Folge zwei ist die Studie Zukunftsfähig durch CleanTech, die das Landespro-Baden-Württemberg zusammen mit dem DGB in Auftrag gegeben hat.

00:01:23: Unseren Gast heute muss ich gar nicht groß vorstellen.

00:01:26: Den kennt ihr spätestens aus der Folge eins.

00:01:29: Hört also gerne rein.

00:01:30: Das ist Andreas Stoch, der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Landtag von Baden-Württemberg.

00:01:34: Auch heute haben wir ein paar Blitzfragen für dich, Andreas.

00:01:37: Du kennst das Spiel.

00:01:38: Frage Nummer eins.

00:01:41: Schwebisch passt ganz gut.

00:01:43: E-Auto oder Wasserstoff-Flaster?

00:01:45: Das E-Auto wird die größere Zahl sein.

00:01:48: Windpark oder Solarfeld?

00:01:51: In Baden-Württemberg leider nicht, aber beides.

00:01:54: Welches denn?

00:01:55: Davon in Baden-Württemberg?

00:01:56: In Baden-Württemberg gibt es viel weniger Windräder, als Herr Kretschmann versprochen hat.

00:02:02: Inzwischen holt man beim Thema Solaranlagen auf, aber auch da ist noch sehr viel Luft nach oben.

00:02:08: Da bleibt die Landesregierung einfach hinter den Erwartungen und auch vor allem hinter ihren Versprechungen.

00:02:13: Regionale

00:02:13: Produktion oder globale Lieferketten?

00:02:15: Baden-Württemberg hat immer von einer globalisierten Welt gut gelebt.

00:02:20: Aber wenn es zum Beispiel um Lebensmittel geht, finde ich regionale Erzeugungen sehr, sehr erstrebenswert.

00:02:26: Autobahn oder Eisenbahn?

00:02:28: Ich bin ein häufiger Zugfahrer.

00:02:31: Stadtverdichtung oder ausbauländlicher Infrastruktur.

00:02:34: Beides ist notwendig, wenn wir nicht wollen, dass weitere Fläche versiegelt wird, aber vor allem der Ausgleich zwischen Stadt und Land.

00:02:42: gleichwertige Lebensverhältnisse halte ich für entscheidend.

00:02:45: Energetische Gebäudesanierung, Pflicht oder Anreiz.

00:02:48: Ich bin immer jemand, der die Menschen gerne anreizt.

00:02:51: Kehrwoche oder Hausmeisterservice.

00:02:53: Die Kehrwoche hat Tradition.

00:02:55: Bürgerbeteiligung im Rathaus oder digital per App.

00:02:59: Der menschliche Kontakt spielt eine ganz wichtige Rolle, aber wenn es barrierefrei stattfindet, können auch digitale Elemente gut funktionieren.

00:03:08: Sparer oder investieren?

00:03:09: Beides zu seiner Zeit.

00:03:11: Danke schön.

00:03:12: Bevor wir ins Interview einsteigen, freuen wir uns immer auf das Format Baden-Württemberg in sechszig Sekunden.

00:03:18: Andreas, was war eine Geschichte?

00:03:19: Hast du uns heute mitgebracht?

00:03:21: Gerade im Bereich der Transformation hat Baden-Württemberg hat unser Land ja gezeigt, dass es sehr, sehr innovativ ist und dass wir eben nicht an althergebrachtem Fest halten.

00:03:34: Da könnte ich jetzt die Geschichte von der Pferdekutsche erzählen, die dann irgendwann vom Automobil abgelöst wurde.

00:03:39: Und ich glaube, das Auto ist eine der Erfolgsgeschichten für Baden-Württemberg.

00:03:43: Und deswegen habe ich ja in den letzten eineinhalb Jahren eine Zukunftstour gemacht, weil ich wissen wollte von kleinen Unternehmen, von kleinen Startups, die ganz neu sind bis hin zu Traditionsunternehmen.

00:03:53: Wie geht ihr mit diesen Veränderungen um?

00:03:56: Denn zu sagen, mein Produkt ist das Beste auf der Welt hilft nichts mehr, wenn dieses Produkt nicht mehr nachgefragt wird, weil jemand anderes eine bessere Idee hatte.

00:04:04: Und deswegen brauchen wir in Baden-Württemberg diese Innovation als entscheidenden Faktor, warum wir gegenüber den Wettbewerbern auf dem Weltmarkt die besseren und dann auch die erfolgreicheren sein können.

00:04:15: Jetzt war es dir dann auf Tour und scheint so was wie ein Experte zu sein.

00:04:19: Fangen wir mal ganz basic an.

00:04:22: Was

00:04:22: wird denn konkret mit sozial- ökologischer Transformation in Baden-Württemberg gemeint?

00:04:26: Also was kommt da auf uns zu?

00:04:28: Na zunächst mal bedeutet Transformation ja nichts anderes als Veränderung.

00:04:32: Und jeder, der mit offenen Augen durch die Welt geht und vielleicht auch das eine oder andere Geschichtsbuch gewälzt hat, weiß, wir haben schon immer Veränderung in unserer Welt, in unserer Gesellschaft, auch genau in unserem Land.

00:04:45: Und diese Veränderung, oder die jetzt genannte, sogenannte Transformation, hat ja jetzt Ich sage mal für viele Menschen auch ein Stück weit diese negative Bedeutung, weil so viele Veränderungsfaktoren auf einmal zusammenkommen.

00:04:58: Das Thema der Digitalisierung ist ja nichts ganz Neues.

00:05:01: Aber es ist etwas, was uns natürlich unglaubliche Entwicklungsgeschwindigkeiten ermöglicht.

00:05:06: Das Thema künstliche Intelligenz ist etwas, was natürlich für viele Menschen auch etwas Bedrohliches ist, weil man nicht ganz genau einschätzen kann, was heißt es denn?

00:05:15: Was bedeutet es, wenn man bei Bildbearbeitung irgendwann nicht mehr zwischen Wirklichkeit und scheinbarer Wirklichkeit unterscheiden kann?

00:05:22: Und gleichzeitig haben wir aber auch, und das sind wir bei der ökologischen Transformation, haben wir die Notwendigkeit, dass wir in unserem Wirtschaften endlich Ressourcen neutral werden.

00:05:32: Das heißt, dass wir nicht endlos Rohstoffe verbrauchen können.

00:05:35: Dass wir auch darauf achten, dass unsere Energiebilanzen nicht dauerhaft so negativ sind.

00:05:40: Das heißt, dass wir unsere CO-Zweihemissionen reduzieren.

00:05:42: All das sind Faktoren, die wir jetzt beachten müssen, wenn wir über das Thema einer funktionierenden Wirtschaft reden.

00:05:50: Und wir haben bisher von einer sehr Energie intensiven und Rohstoff intensiven Wirtschaft gut gelebt.

00:05:58: Und deswegen ist es so herausfordernd, jetzt in eine quasi neue Strategie umzudrehen und zu sagen, wie können wir auch unter den neuen Gegebenheiten und zwar weltweit wieder eine Vorbildfunktion übernehmen und auch ein Stück weit eine Vorreiterrolle.

00:06:12: Weil wenn wir es schaffen, im Bereich zum Beispiel der Klimaneutralität die besten Technologien anzubieten, dann sind wir wieder die, die das anderen Ländern verkaufen können und damit wieder ein Stück weit Basis für unseren Wohlstand und unser Wirtschaftsmodell sein können.

00:06:26: Und wie schaffen wir es am besten auf dem Weg zu dieser ökologischen Nachhaltigkeit, die soziale Gerechtigkeit nicht zu vergessen?

00:06:32: Aus meiner Sicht können wir diese Transformation Auch gerade den Aspekt der ökologischen Transformation nie denken, ohne auch die sozialen Auswirkungen mit im Blick zu haben.

00:06:44: Also ich sage es mal ganz hart, wenn wir diesen Wandel nur so gestalten, dass ihn sich wenige leisten können, dann fällt uns die Gesellschaft auseinander.

00:06:53: Dann werden Menschen noch stärker gegen diese Veränderungen eine Haltung aufbauen, eine Anti-Haltung.

00:06:59: Und dann kommen politische Kräfte, die diesen Ja, diesen Verdruss, diesen Zorn der Menschen auch ein Stück weit für sich nutzen wollen.

00:07:07: Und dann haben wir ein Problem auch mit der Stabilität unserer Demokratie.

00:07:11: Und deswegen kann diese ökologische Transformation aus meiner Sicht nur dann funktionieren, wenn sie auch sozial konnotiert ist.

00:07:19: Das heißt, wenn wir alle schauen, dass die Menschen, die diese Veränderungen jetzt zu bewerkstelligen haben, auch alle nach ihren Kräften unterstützt werden, damit diese Veränderungen auch tatsächlich stattfinden können.

00:07:29: Wann?

00:07:29: Württemberg ist ja auch guter Standort für innovative Unternehmen.

00:07:34: Es gibt einige Startups, gerade im Bereich CleanTech.

00:07:37: Jetzt hat die Studie zukunftsfähig durch CleanTech sich das Ganze mal angeguckt und die spricht von wahnsinnig vielen Chancen.

00:07:43: Aber was man natürlich nicht vergessen darf, auch von einigen Risiken.

00:07:46: Wie schätzt du denn das Verhältnis ein?

00:07:48: Also wenn man sich die Studie anschaut, dann ist es der Bereich CleanTech für Baden-Württemberg sicherlich einer der Bereiche, die in den nächsten Jahren vielleicht auch Jahrzehnten einer der wichtigen Säulen in der Wirtschaftskraft oder auch in der Wertschöpfung sein können.

00:08:03: Wir dürfen nur nicht so naiv sein zu glauben, dass das sozusagen kurzfristig große Teile der anderen Bereiche besetzen kann.

00:08:10: Also ich nehme jetzt mal das Thema Automobilindustrie-Maschinenbau.

00:08:14: Es sind heute Bereiche, in denen immer noch sehr viel Wertschöpfung stattfindet, in der auch viele Arbeitsplätze sind.

00:08:21: CleanTech hat die Chance, ein Stück weit das zu kompensieren, was vielleicht im Bereich Automobil oder im Bereich Maschinenbau reduziert wird, gerade auch was Arbeitsplätze angeht.

00:08:31: Was die Chancen angeht, ich sehe die Chancen darin.

00:08:34: Ich habe es vorhin gesagt, dass wir da ein Stück weit Vorreiterrolle auch international sind und dass wir in den Technologiebereichen für andere Länder dann eine Vorreiterrolle übernehmen können.

00:08:44: Und natürlich auch interessant sind, dass diese Länder uns diese Technologien auch abkaufen.

00:08:49: Risiken.

00:08:50: Ergeben sich in der Studie ja insbesondere aus der Frage der Finanzierung, wie schaffen wir es das notwendige Kapital in diese Bereiche zu bringen.

00:08:58: Und da würde ich mir schon wünschen, dass wir sowohl im Bereich des privaten Kapitals, des sogenannten Risikokapitals, die manchmal mehr Amerikaner wären als Deutsche, die sind nämlich sehr viel mutiger, wenn es um solche Invests geht.

00:09:13: Auf der anderen Seite glaube ich, hat auch der Staat da eine gewisse Vorbildrolle.

00:09:18: Und ich glaube, da macht es schon auch Sinn, mit öffentlichen Investitionen in manche Bereiche reinzugehen.

00:09:23: Denn dort, wo staatliche Investitionen stattfinden, haben auch private Investoren eher das Vertrauen darin, dass diese Investitionen auch tragfähig sind.

00:09:32: Und deswegen, glaube ich, wird es hier auch sehr stark auf die Signalwirkung durch staatliches Handeln ankommen.

00:09:38: Staatliches Handeln ist ein gutes Stichwort, wenn wir jetzt mit den Fachkräften Bedarf angucken.

00:09:43: Sie fragen, wie groß ist der Bedarf wirklich in diesem Feld?

00:09:46: Welche Mittel haben wir eigentlich, um den wirklich zu decken?

00:09:49: Und wenn wir jetzt auf Folge eins zurückblicken, Thema Bildung, wie können wir denn jetzt schon den Fachkräftebedarf der Zukunft mit bedenken, die wir noch gar nicht wissen, was für Jobs

00:09:58: es geben wird?

00:09:59: Deswegen wird gerade im Bildungsbereich sehr, sehr wichtig, dass wir nicht denken, wir haben Menschen jetzt ein bestimmtes Maß an Wissen beigebracht und damit sind sie für vierzig oder fünfvierzig Jahre in ihrem Arbeitsleben gut aufgestellt.

00:10:12: Es geht... wahrscheinlich ganz wesentlich um die sogenannten Future Skills, die ja auch von den Vereinten Nationen definiert worden sind, also gerade um die Fähigkeit zum Beispiel gemeinsam mit anderen zu arbeiten, sich auf Veränderungen besser einstellen zu können, auch Kreativität, also kreative Lösungen zu finden für Neues.

00:10:30: Das hat auch was mit Lammkultur zu tun, auch mit pädagogischer Arbeit.

00:10:36: Aber und ich glaube, das ist ein ganz entscheidender Schlüssel.

00:10:39: Wir werden zukünftig nicht nur über aus, sondern sehr viel mehr über Weiterbildung reden müssen.

00:10:44: Ich habe in der letzten Folge die Grundschüler angesprochen.

00:10:46: Die Grundschüler, wo wir sagen, dass man in einem Beruf in einer Beruf tätig sein, den es heute noch gar nicht gibt, diese Veränderungsdynamik betrifft ja nicht nur die Grundschüler, sondern auch die, die heute mit dreißig oder vierzig oder fünfvierzig Jahren im Beruf sind, haben eine Wahnsinnsdynamik und müssen möglicherweise während ihres beruflichen Lebens noch zusätzliche Kompetenzen erwerben oder müssen sogar den Beruf wechseln.

00:11:09: weil in ihrem angestammten oder erlanden Beruf keine Zukunft ist.

00:11:12: Und da müssen wir schauen, dass wir mit unseren Weiterbildungsangeboten anknüpfen.

00:11:16: Nehmen wir mal jemanden, der in der Automobilindustrie als angelernter oder ungelernter Tätig ist.

00:11:21: Wie schaffen wir es jemanden, der zwanzig Jahre dort gute Arbeit gemacht hat?

00:11:26: So weiter zu bilden, dass er in den CleanTech-Bereich wechseln kann, dass er in den Bereich zum Beispiel erneuerbare Energien wechseln kann, das wird eine ganz entscheidende Schlüsselfrage sein, ob wir dort den Personal bedarft decken können.

00:11:36: In diesem Bereich möchten wir ein bisschen tiefer eintauchen.

00:11:39: Andreas, du hast Automobilindustrie angesprochen.

00:11:42: Gerade am neunten August hat Cicero einen Artikel veröffentlicht.

00:11:46: Der heißt Stuttgarz Automobilindustrie das neue Detroit.

00:11:49: Ich zitiere aus dem Artikel, der Geburtsort der Automobilindustrie könnte zu ihrem Grab werden.

00:11:55: Ein Großteil der Firmen baut Stellen ab und das massiv.

00:11:59: Damit droht eine der reichsten Regionen Europas der Niedergang.

00:12:03: Und das entspricht den Wahrnehmungen und Spiegelsorgen und Ängste von vielen Bürgerinnen und Bürgern.

00:12:09: Viele fürchten den Verlust traditioneller Arbeitsplätze, steigende Lebenshaltungskosten oder den Bedeutungsverlust der alten Wirtschaft.

00:12:18: Umfragen zeigen, dass Sorgen von sozialer Spaltung Transformationen behindern können und sie nur mit der Akzeptanz der Bevölkerung gelingen kann.

00:12:26: Dafür braucht es echter Mitbestimmung.

00:12:30: Wie kann das in der Praxis aussehen?

00:12:32: Wie würdest du das gestalten?

00:12:34: Welche Formate bieten sich an?

00:12:36: Also zunächst mal wäre ich... Je nach Medium ein bisschen zurückhaltend, gerade der Zitzero, hat sich, glaube ich, nicht damit hervorgetan, besonders objektiv zu sein in manchen Themenbereichen.

00:12:49: Und ich tue mich auch schwer, diesen Abgesang auf den Standort Deutschland einfach so zu übernehmen, denn auch da gilt wieder, wenn ich ständig über Untergangsszenarien spreche, dann ist es Sehr große Werbung für die politischen Kräfte, die die vermeintlich einfachen Lösungen haben.

00:13:05: Das heißt, ich würde nicht in Angst-Szenarien arbeiten.

00:13:08: Beim Thema Automobilindustrie haben wir natürlich eine ganz große Komplexität.

00:13:12: Aber ich komme jetzt mal zum Ausgangspunkt.

00:13:14: Wir reden nicht erst seit zwei Jahren von der Notwendigkeit einer Antriebswende.

00:13:19: Der Verbrennungsmotor wird wahrscheinlich langfristig vom der Bildfläche verschwinden.

00:13:24: Jetzt haben wir uns aber in Deutschland und gerade in Bahnen Württemberg natürlich zurechtgelegt, dass wir den besten Verbrennungsmotor der Welt bauen können.

00:13:30: Ja, das ist schön.

00:13:32: Das war zu der Zeit sicherlich wichtig für die Konkurrenzfähigkeit auf dem Weltmarkt.

00:13:37: Aber wenn wir inzwischen wissen, dass die Zukunft nicht im Verbrenner liegt, dann hätten wir früher umschwenken müssen und gerade bei der Innovationskraft in den Bereich batteriebetriebene Mobilität gehen müssen.

00:13:48: Ich habe so das Gefühl, dass die deutschen Automobilfirmen dazu lange gewartet haben.

00:13:53: Und was mich jetzt nervt, ist, dass jetzt so getan wird, als ob die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Schuld sind, weil sie angeblich zu wenig arbeiten.

00:14:02: Aus meiner Sicht hat da das Management große, große Fehler gemacht, weil sie einfach zu spät dran war.

00:14:07: Und die fünf Jahre oder vielleicht sogar zehn Jahre, die wir dort verloren haben, hinken wir jetzt hinter den anderen her.

00:14:14: Man hat damals gesagt, Batterien brauchen wir nicht bei uns bauen.

00:14:17: Die kaufen wir billig in China ein.

00:14:19: So, wenn wir aber wissen, dass gerade das Thema Resilienz im Verhältnis zu China ganz wichtig ist und das gerade auch in der Batterie unglaublich viel Innovationspotenzial steckt, dann wäre es vielleicht doch schlauer gewesen, sich hier mit der Speichertechnologie intensiver zu beschäftigen.

00:14:34: Und das sind so die Dinge, die mich dann eben schon wieder sehr stören.

00:14:38: Und wenn der Zizero so ein Bericht macht, dann sollte er auch mal über Ursachen sprechen.

00:14:42: Und ich glaube tatsächlich, dass wir in Baden-Württemberg immer noch den Anspruch haben können, weil wir die guten Leute haben, dass wir auch die besten Autos der Zukunft bauen können, denn ein Auto besteht nicht nur aus dem Antrieb.

00:14:55: Aber wir müssen halt feststellen, dass heute, wenn wir auf die Automobilmesse in Peking gehen, sehen wir das, oft mehr oder weniger Computer sind mit einer Blechhülle, mit einer Hülle, die das Auto dann fährt.

00:15:07: Ich glaube tatsächlich, dass wir in Bahnen Württemberg gerade in dem Bereich deutlich aufzuholen haben, Aber wir haben die klugen Köpfe.

00:15:15: Wir haben die in den Genieure.

00:15:17: Wir haben die Leute, die die Autos bauen können.

00:15:19: Und deswegen sah ich immer noch den Ehrgeiz, dass wir jeden Arbeitsplatz, dass wir um jeden Arbeitsplatz kämpfen können.

00:15:25: Und das in Baden-Württemberg auch noch in dreißig, vierzig und fünfzig Jahren die besten Autos der Welt gebaut werden.

00:15:30: Ja, allerdings zurück zu der Frage, wie kann dann die Akzeptanz in der Bevölkerung durch Mitbestimmung gesteigert werden?

00:15:37: Über welche Formate könnte das aus deiner Sicht gelingen?

00:15:40: Mitbestimmung ist ja zunächst mal der Fachterminus dafür, dass die Entscheidungen gemeinsam mit den Beschäftigten getroffen werden.

00:15:46: Das heißt, dass die Betriebsräte in diese Entscheidungsprozesse eingebunden werden.

00:15:50: Und ich kann euch sagen, ich habe das in den letzten Jahren so wahrgenommen, dass die IG Metall, deren Vorsitzender hier in Baden-Württemberg, warum an Sitzelsberger, die waren sehr viel weiter.

00:16:00: in ihren Forderungen, als es teilweise die Chefs der Automobilfirmen war.

00:16:05: Wir dürfen auch nicht aus dem Blick verlieren, dass es eben ja auch um die sogenannte Zulieferindustrie geht.

00:16:09: Wenn natürlich ein Zulieferbetrieb sehr stark auf die Teile fokussiert war, die für den Verbrennungsmotor notwendig waren, dann ist es natürlich auch auf der Seite der Produktinnovation ganz wichtig, dass diese Unternehmen jetzt zukünftig Produktteile liefern, die auch für die neue Antriebswelt notwendig sind.

00:16:26: Also beispielsweise, wenn ein Automobilzulieferer wie Male, der eben sehr viele Verbrennerteile geliefert hat, sich jetzt zum Beispiel auch mit der Kühlung der Batterieeinheiten beschäftigt, dann ist es richtig, weil dann auch... Ich sage mal, zukunftsträchtige Geschäftsmodelle entstehen.

00:16:42: Und da waren ganz oft die Betriebsräte, die treibert dieser Entwicklungen.

00:16:46: Und deswegen bin ich ein großer, verfechternder Mitbestimmung.

00:16:48: Und ich glaube, auch in dem Bereich macht es großen Sinn, wenn die Unternehmensleitungen in enger Abstimmung mit den Betriebsräten und Betriebsräthinnen diese Innovationsdiskussion führen.

00:16:59: Es

00:17:05: ist klar, dass die Automobilfirmen unter einem gewissen Kostendruck stehen.

00:17:10: Wir melken das ja, wenn jetzt zum Beispiel Daimler verkündet, Arbeitsplätze in andere Länder verlagern zu wollen.

00:17:16: Da hebe ich nur warnend den Finger, weil ich sage, die Unternehmen haben in den letzten Jahren teilweise Rekordgewinne gemacht.

00:17:22: und ja diese Transformation, die im Moment stattfindet.

00:17:26: Die ist natürlich von gewissen Unsicherheiten geprägt, aber vor allem auch von gewissen Kosten, also Investitionen.

00:17:32: Und wenn dann das Betriebsergebnis halt mal ein, zwei oder vielleicht drei Jahre nicht so gut ist, wenn vielleicht die Börse da nicht jubelt über die Rekordgewinne, dann sollte man trotzdem sich zu seinen Beschäftigten bekennen.

00:17:45: Weil wenn wir hier jetzt Arbeitsplätze abbauen in größerem Umfang, dann geht uns als Landbaden-Württemberg auch unglaublich viel an wirtschaftlicher Stärke verloren.

00:17:54: Wenn zwanzigtausend Arbeitsplätze zum Beispiel von Daimler in Sindelfingen möglicherweise nach Ungarn verlagert werden, dann betrifft es nicht nur die zwanzigtausend Familien, sondern betrifft es auch den Bäcker, den Metzger und den Handwerker, weil die wurden bisher von den Menschen beauftragt, die bisher gutes Geld dort verdient haben.

00:18:10: Und deswegen, ich bin immer noch einer, der sagt, Baden-Württemberg ist Industrieland und Baden-Württemberg muss auch Industrieland bleiben.

00:18:18: Das ist die soziale Dimension.

00:18:20: Wir wollen kein Detroit und wir dürfen auch nicht zulassen, dass es ein Detroit wird, weil dann gibt es tiefe soziale Gräben, dann gibt es die Gewinnertransformation.

00:18:28: Das werden dann vielleicht wenige sein, aber es gibt ganz viele Verlierer der Transformation und zu diesem Ereignis darf es nie kommen, weil ich habe es vorhin gesagt, dann auch unsere Demokratie ein Stück weit gefährdet wäre.

00:18:40: Wenn wir über die Arbeitnehmerinnen sprechen, die seit längerer Zeit in der sogenannten alten Wirtschaft beschäftigt waren, wie können Weiterbildung und Umqualifizierungsmaßnahmen breitere Zugänge schaffen bzw.

00:18:52: wer ist für das Angebot zuständig?

00:18:56: Die Diskussion über das Thema Weiterbildung, ich bin immer vorsichtig mit dem Begriff Old Economy, weil das klingt dann so, als ob man sozusagen auf einem sterbenden Ast sitzt.

00:19:05: Ich glaube, niemand muss Old Economy bleiben.

00:19:08: Die Firmen, die bisher in der alten Welt erfolgreich waren, können es aus meiner Sicht auch in der neuen Welt werden.

00:19:15: Und deswegen geht es ganz entscheidend darum, dass an der Unternehmensspitze die richtigen strategischen Entscheidungen getroffen werden.

00:19:21: Aber, dass man auch erkennt, dass die Beschäftigten der eigentliche Schatz der Unternehmen sind.

00:19:26: Wir haben heute aufgrund der Demografie nicht endlos viele Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt, sondern die Firmen müssen eigentlich ein ganz großes Interesse haben, mit den Fachkräften in die Zukunft zu gehen, die heute schon da sind.

00:19:38: Es sind immer davon ausgegangen, dass quasi Weiterbildung allein die Aufgabe der Unternehmen ist.

00:19:44: Und ja, in Unternehmen ab einer bestimmten Größe, wo das ja auch ein Teil der Mitbestimmung ist, funktioniert das auch ganz gut.

00:19:52: Wenn ich zu großen Firmen wie Bosch oder Siemens komme, dann weiß ich, dass es da interne Fortbildungsprogramme gibt.

00:19:59: Sobald es aber kleinere Unternehmen sind, habe ich ganz oft das Gefühl, dass Weiterbildung nicht auf der Prioritätenliste ganz oben steht.

00:20:06: Und da würde ich mir wünschen, dass natürlich auch wieder am besten freiwillig die Unternehmen, aber auch die Beschäftigten die Notwendigkeit erkennen können, wie wichtig es ist, sich weiterzubilden.

00:20:19: Ich bin auch der Meinung, dass wir eine Klarere und einfachere Weiterbildungsstruktur in Baden-Württemberg brauchen.

00:20:27: Ich habe da kürzlich mit der Agentur für Arbeit mich sehr intensiv ausgetauscht, denn wir gehen heute davon aus, dass Weiterbildung irgendwie auf jeden Fall stattfindet.

00:20:36: Wenn wir aber sehen, dass wir Zuwanderung haben von Menschen, die hierher kommen, die ganz oft eben nicht einen gesellen Brief nach deutschem Recht haben, aber die haben irgendwelche Vorqualifikationen.

00:20:46: Wie kann ich die Menschen neben der Sprachkompetenz auch in ihren beruflichen Fähigkeiten so weiterbilden, dass sie möglichst Platz auf unserem Arbeitsmarkt finden?

00:20:55: Und da geht in meinem Kopf so was wie eine Schule für Erwachsene rum.

00:20:58: Ich habe das nur als Begriff mal geprägt, weil ich gesagt habe, wir haben Weiterbildungselemente bei den Handwerkskammern, bei den IHK, aber wie können wir die so zusammenbinden, dass für Leute, die Weiterbildung dringend brauchen, auch da ein sehr niederschwelliger Zugang ist?

00:21:12: Ich glaube, das wird für unser Land eine ganz entscheidende Frage sein, wie wir das Thema Weiterbildung zukünftig organisieren.

00:21:19: Bleibt

00:21:19: es uns nur zu wünschen, dass die Unternehmen erkennen, dass Ihre Arbeitskräfte ja größter Schatz ist.

00:21:26: oder gibt es auch politische Hebel, wie wir das Ihnen nahe legen können?

00:21:31: Naja, zunächst mal ist es eigentlich im Interesse von jedem Einzelnen, sowohl auf Arbeitnehmer als auch auf Arbeitgeberseite, dass Weiterbildung stattfindet, weil nur mit Überweiterbildung ja die Qualität für die Zukunft garantiert werden kann.

00:21:44: Aber ja, es ist zutreffend, manche haben diesen Blick nicht.

00:21:48: und dann geht es eben darum, welche Rechte habe ich.

00:21:51: Wir haben als Bundesregierung, das hat die SPD durchgesetzt, schon damals in der Bundesregierung mit der CDU, also vor der Ampel, dass es ein Recht auf Weiterbildungsberatung gibt.

00:22:00: Das heißt, dass jeder Arbeitnehmer das Recht hat, auch sich über Weiterbildung beraten zu lassen.

00:22:05: Und die nächste Stufe wäre ein Recht auf Weiterbildung.

00:22:10: Ich bin immer ein großer Freund davon, dass Dinge freiwillig stattfinden.

00:22:14: Aber wenn es eben nicht funktioniert und wenn Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nicht die Möglichkeit bekommen, obwohl sie es wollen, dann müssen wir an irgendeinem Punkt auch mal über die Frage diskutieren, ob wir nicht ein verbrieftes Recht auf Weiterbildung brauchen, damit die Beschäftigten tatsächlich für die Zukunft gut aufgestellt sind.

00:22:30: Es glaube, ist keiner strebenswertes Ziel, dass Beschäftigte sich nicht weiterbilden können, weil sie es nicht dürfen.

00:22:36: Und Unternehmen geht irgendwann möglicherweise in Insolvenz.

00:22:39: Und die Arbeitnehmer stehen dann ohne genügend Qualifikation da, finden nicht den Anschluss am Arbeitsmarkt.

00:22:46: Ich finde, es ist immer besser, sich während man in einem Job ist, weiterzubilden, als wenn man quasi einen Job verliert und sich dann mühsam wieder auf dieses sich immer schneller drehende Karussell, so als Bild, wieder zurückkämpfen muss.

00:22:59: Das Recht auf Weiterbildung, auf Wessen kosten, im Idealfall und realistisch gesehen.

00:23:04: Wir haben weiter Bildung bisher immer so konzipiert, dass die Unternehmen selbst eine intrinsische Motivation haben, diese Weiterbildung zu organisieren.

00:23:12: Das ist dann oft auch eine Sache der Sozialpartner, also der Arbeitgeber auf der einen oder der Betriebsräte auf der anderen Seite, wie man die Lasten verteilt.

00:23:21: Ich hatte mal zum Beispiel während Corona die Idee, dass man während der Corona Zeit, wo ja viele Firmen auch Kurzarbeit angemeldet haben, dass man da möglicherweise den Anreiz setzt, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zur Weiterbildung zu motivieren in der Zeit, wo sie in Kurzarbeit waren und da möglicherweise mit einem Gehaltszuschlag arbeitet, weil über dieses Kurzarbeitergeld ist ja ohnehin über die Arbeitslosenversicherung abgesichert und dann hätte man da zum Beispiel mit steuerfinanzierten Zuschlägen arbeiten können, um eine Motivation zu haben.

00:23:50: Ich habe auch schon mal darüber nachgedacht, wenn man jetzt von der thirty-fünf Stundenwoche ausgeht, dass man sagt, thirty-fünf Stunden ist die Arbeitszeit.

00:24:01: Dazu legt der Arbeitgeber eine Stunde, also der Arbeitnehmer muss nur thirty-fünf Stunden arbeiten und der Arbeitnehmer selbst legt auch noch eine Stunde dazu drauf, also dass dann quasi thirty-fünf Stunden gearbeitet wird und zwei Stunden pro Arbeitswoche für die Weiterbildung organisiert werden.

00:24:17: Rechnen wir es mal vier, dann wäre das im Monat ein Tag für Weiterbildung.

00:24:21: Es könnten alle so Gedanken sein, wie wir da auch vielleicht zu einer gerechten Verteilung kommen.

00:24:26: Da müssen wir aber mit den Gewerkschaften reden, da müssen wir mit den Unternehmerverbänden reden.

00:24:30: Aber wenn alle sagen, Weiterbildung ist notwendig, dann werden wir sicherlich auch die Finanzierungsfrage gemeinsam klären können.

00:24:38: Schauen wir uns jetzt noch mal ein bisschen die Zielvorstellungen an.

00:24:41: Also, wir haben sehr, sehr starke Zielvorstellungen, teilweise auf europäischer Ebene, teilweise auf nationaler Ebene, teilweise auf landesebene.

00:24:48: Beispielsweise wird hier die Klimaneutralität bis zu sind vierzig angestrebt.

00:24:52: Gerade sind wir nicht auf dem besten Weg dorthin.

00:24:55: Und das alles soll ja immer noch sozial verträglich sein.

00:24:57: Jetzt wäre die Frage, das sind ja alles Traumvorstellungen.

00:25:01: Wo ist denn so ein gewisser Mindestanspruch aus deiner Sicht, der auf jeden Fall gewährleistet?

00:25:05: bleiben muss, egal wie der Wandel jetzt gestaltet wird.

00:25:08: Also wo siehst du die Grenze?

00:25:12: Also zunächst mal ist es kein Wünschtier was.

00:25:14: Wir haben rechtliche Verpflichtungen.

00:25:16: Deutschland hat das Pariser Klimaschutzabkommen unterzeichnet und die Bundesrepublik Deutschland ist die Verpflichtung eingegangen bis zu zweizig fünfundvierzig klimaneutral zu sein.

00:25:24: Das ist nicht mehr ewig, das sind noch genau zwanzig Jahre.

00:25:27: Du hast die Zahl zwanzig vierzig genannt.

00:25:30: Ja, da war die Landesregierung in Baden-Württemberg, Grün-Schwarz aus meiner Sicht zu euphorisch.

00:25:37: Und ich habe von Anfang an gewarnt, dass Baden-Württemberg dieses Ziel wahrscheinlich nicht erreichen wird.

00:25:44: Und die Grünen haben manchmal erwecken auf mich den Eindruck, man muss nur ein Ziel formulieren und hat damit eine politische Leistung vollbracht.

00:25:51: Da fängt aber die politische Arbeit halt erst an.

00:25:54: Wir haben ja deswegen nicht ohne Grund ein Gutachten eingeholt über das DIW, wo wir mal untersucht haben.

00:25:59: wie Baden-Württemberg auf dem Weg zur Klimaneutralität unterwegs ist.

00:26:03: Und ja, es ist so, Baden-Württemberg ist viel zu langsam unterwegs, um diese Ziele zu erreichen.

00:26:09: Trotzdem darf man die Ziele nicht aus den Augen verlieren.

00:26:12: Und ich glaube, wir brauchen weniger Ideologie und mehr Pragmatismus bei der Erreichung der Ziele.

00:26:18: Und das sind ganz viele Handlungsfelder.

00:26:20: Da kann man jetzt nicht sagen, ich drücke auf einen Knopf.

00:26:22: Ich muss im Bereich der erneuerbaren Energien sehr viel größeres Tempo haben, um mehr Strom aus eurer erneuerbaren Energie zu haben.

00:26:29: Es bringt aber nichts den Strom nur zu produzieren.

00:26:31: Ich brauche auch die Leitungsnetze.

00:26:32: Ich brauche vor allem die vielen Fachkräfte, die in der Lage sind, zum Beispiel diese ganze Leistung auch zu installieren.

00:26:38: Ich muss im Bereich der Gebäude, was die Gebäude Dämmung, die Heizung und Dämmung der Gebäude angeht, sehr viel investieren.

00:26:45: Und da wäre es mir recht, wenn diese Landesregierung schlicht realistische Ziele hätte, aber die auch wirklich angehen und umsetzen würde.

00:26:53: Und daran krankt es im Moment.

00:26:55: Deswegen bin ich immer ein großer Freund davon, nicht irgendwelche tollen Ziele formulieren und ins Schaufenster stellen, sondern jedes Jahr den richtigen nächsten Schritt zu machen und dann möglichst, dass es viel schlauer ist, als immer weiter von seinem selbst gesteckten Ziel wegzukommen.

00:27:11: Wenn wir gerade bei der Landespolitik sind, welche Instrumente gibt es überhaupt auf Landesebene, um diese Transformation zu gestalten?

00:27:17: und welche von diesen Instrumente sind besonders wichtig, gerade wenn wir jetzt über die soziale Absicherung reden?

00:27:24: etwas, was Menschen auch wirklich konkret in ihrem Alltag betrifft.

00:27:26: Zunächst mal, wir haben das jetzt zum Beispiel an der Debatte um das Heizungsgesetz festgestellt.

00:27:31: Sehr, sehr viel Energie geht beim Thema Heizen verloren.

00:27:36: Etwa vierzig Prozent der CO-Zweihemissionen kommen aus dem Bereich der Heizung.

00:27:40: Und wenn wir wissen, dass Baden-Württemberg das Land ist, in dem der Anteil von Gas und Ölheizungen mit knapp neunzig Prozent noch am höchsten ist, dann wissen wir, dass da der Handlungsbedarf besonders groß ist.

00:27:49: Ja, da muss der Bund investieren.

00:27:51: Der Bund hat ja auch entsprechende Unterstützungsmittel zugesagt, aber ein Land wie Baden-Württemberg.

00:27:56: könnte da noch mehr tun.

00:27:58: Ich habe es gesagt, bei der Energieproduktion könnte Baden-Württemberg deutlich mehr tun.

00:28:02: Beim Thema des Leitungsausbaus könnte Baden-Württemberg selbst mehr tun, aber eben auch beim Bereich von Förderprogrammen, zum Beispiel für die Dämmung von Gebäuden, gerade im Geschosswohnungsbau, also in den Wohnungen, die als Mietwohnungen oder als Eigentumswohnungen sind.

00:28:17: Da könnte man relativ schnell relativ hohe Effekte erzielen.

00:28:20: Das sind alles so Dinge, wo mir diese Landesregierung viel zu passiv ist.

00:28:25: und wie gesagt sage ich immer wieder nur ziele formulieren und dann zu denken die kommen schon irgendwie von ganz allein ist mir zu wenig.

00:28:33: und ich habe so manchmal auch das gefühlt dass bei manchen in der Landesregierung die Sehnsucht nach Industriearbeitsplätzen auch nicht so groß ist.

00:28:40: Weil ja, da wo produzierendes Gewerbe ist, ist auch eine hohe CO-Emission.

00:28:45: Aber ich habe es vorhin gesagt, Baden-Württemberg funktioniert als Industrieland.

00:28:50: Und das, was wir als Industrieland auch an Einnahmen generieren, das können wir dann wieder in die Transformation investieren.

00:28:56: Und wenn wir zulassen, dass Baden-Württemberg ja einen harten Bruch erlebt, eine Disruption.

00:29:02: dann, womöglich Detroit am Horizont auftaucht, dann brauchen wir uns überfragende Transformationen keinen großen Kopf mehr machen.

00:29:09: Jetzt lässt sich der Fall von Transformationen auch sehr schwierig messen.

00:29:12: Wenn wir jetzt in zehn Jahren nochmal dieses Gespräch führen würden, an welchem Punkt würdest du beurteilen, dass die Transformation auf dem richtigen Weg ist?

00:29:21: Ich würde dann mal auf die CO-Zwei-Bilanz dieses Landes schauen, ich würde dann auf die arbeitslosen Zahlen schauen und ich würde als Drittes auf die Zahlen schauen, wie die politische Stimmung in diesem Land ist und je geringer der Zuspruch für die politischen Radikale insbesondere für die AfD ist, desto besser hat die Transformation funktioniert.

00:29:41: Ja, wir haben wie immer im Vorfeld paar Fragen aus der Community gesammelt.

00:29:44: Jetzt stelle ich sie vor.

00:29:46: Ich arbeite seit zwanzig Jahren in der N-Montage.

00:29:50: Wird mein Job durch E-Mobilität wegfallen?

00:29:53: Welche Umschuloptionen gibt es jetzt konkret in Baden-Württemberg?

00:29:57: Es kommt ganz darauf an, in welchem Bereich die Entmontage stattfindet.

00:30:00: Wenn es ein Teil zum Verbrennungsmotor ist, dann ist die entscheidende Frage, ob dieses Unternehmen auch zukünftig Produkte hat, die für die neue Automobilwelt notwendig sind.

00:30:11: Und ich glaube, dass wir in einer Zeit leben, in der Arbeits- Kräfte dringend gesucht werden in vielen Bereichen und ich glaube deswegen, dass es notwendig sein wird, dass wir Umschulungs- und Weiterbildungsangebote anbieten.

00:30:24: Das kann zum Beispiel in der jetzigen Welt schon bei der IHK der Fall sein, je nachdem, welche Kompetenzen von dieser Arbeitskraft bereits in der Vergangenheit gelernt wurden.

00:30:34: Und ich glaube schon, dass man da eine Brücke schaffen kann in den Arbeitsmarkt der Zukunft.

00:30:39: Welche Auswirkungen hat die Transformation auf Miet- und Lebenshaltungskosten?

00:30:43: Gibt es Unterstützung, wenn Branchen neu strukturiert werden?

00:30:47: Zunächst mal auf Miet- und Lebenshaltungskosten.

00:30:50: hat die Transformation zunächst keinen negativen Einfluss.

00:30:54: Wenn ich es schaffe, dass wir uns unabhängig von hohen Gas- oder Ölpreisen machen, wir müssen ja auch die kommende CO-Zwei-Steuer noch obendrauf rechnen, die für fossile Energie anfällt, dann könnte ein höherer Anteil von erneuerbaren Energien dazu führen, dass Energie günstiger wird, dass damit auch tatsächlich nicht weiter die Lebensmittelkosten, Lebenshaltungskosten steigen.

00:31:16: Das hängt dann aber auch davon ab, wie wir zum Beispiel die Netze finanzieren.

00:31:19: ein Geld in gleichem Maß steigen, dann wird es wieder schwierig.

00:31:22: Und deswegen wird es sehr davon abhängen, wie wir auf diesem Weg weitergehen.

00:31:26: Ich glaube, es ist immer besser, wenn wir nicht von anderen Ländern wie zum Beispiel Russland abhängig sind, damit wir mehr Souveränität gerade auch auf der Seite der Preise gewinnen.

00:31:35: Warum ist alles, was mit Bio- oder Nachhaltigkeit zu tun hat, gefühlt teurer, auch ohne dass es Produktionskosten als Grund hat?

00:31:42: Wie kann man dem entgegenwirken, dass der Trend ausgenutzt wird?

00:31:46: Zum Beispiel unbearbeitetes Papier, teurer als bearbeitetes Fleisch aus Argentinien, ist günstiger als Fleisch aus dem nächsten Schlafkauf und so weiter.

00:31:56: Also zunächst mal ist die Frage der Preisbildung da im Zentrum.

00:32:00: und ja, biologisch angebautes Gemüse zum Beispiel.

00:32:05: kann deswegen teurer sein, weil dort zum Beispiel nicht mit Schädlingsbekämpfungsmitteln gearbeitet wird, weil da sehr viel mehr Handarbeit drin steckt.

00:32:13: Und auch nachhaltige Produktion oder regionale Produktion kann teurer sein, denn wenn ein Landwirt zum Beispiel unter Beachtung des Mindestlohns hier bei uns produziert, können diese Produkte teurer sein, als wenn ich sehr aus dem Nachbarland importiere, die in geringeren Mindestlohn haben.

00:32:29: Das sind natürlich schon Faktoren, die für einen Preis relevant sind.

00:32:34: Man muss aber auch aufpassen, gerade in der aktuellen Situation gibt es Lebensmittelkonzerne.

00:32:40: Ich spreche jetzt nicht hier von landwirtschaftlichen Erzeugern, aber Konzerne, die sich natürlich das zu Nutze machen.

00:32:46: Man spricht dann nicht von Inflation, sondern von Gierflation.

00:32:50: Ein Beispiel, ein großer Schokoladenhersteller mit Lillapapier hat seine Tafelgröße verringert und hat gleichzeitig den Preis Ich glaube, um dreißig Prozent erhöht.

00:33:03: Das war de facto eine Erhöhung des Preises des Lebens mittels um fünfzig Prozent mit der Begründung gestiegener Energie- und Rohstoffkosten.

00:33:12: In der gleichen Zeit sind aber die Energie- und Rohstoffkosten nicht mal um zehn Prozent gestiegen.

00:33:16: Also man muss sehr genau aufpassen, auch als Verbraucher, dass man diese Spielchen nicht mit sich machen lässt.

00:33:22: Aber ja, biologisch nachhaltig produziertes kann aufgrund der teureren Produktionsweise auch in höheren Preis dann haben.

00:33:30: Ich glaube es ging hier bei der Frage um den Trend, um die Mode, quasi das.

00:33:35: wenn ich mich nach außen als gut und nachhaltig bewusst stellen möchte, dann bin ich auch bereit mehr Geld auszugeben und das wird ausgenutzt, auch wenn die Produktionskosten eigentlich nicht der Grund für den.

00:33:52: Wir leben in einer Welt, in der auch ein mündiger Verbraucher eine Möglichkeit hat, zu reagieren.

00:33:57: Auch derjenige, der Nachhaltigkeit für wichtig hält, der muss ja nicht dumm sein, wirtschaftlich.

00:34:03: Man kann ja auch die richtigen und klugen Entscheidungen treffen.

00:34:05: Warum muss er denn das teurere Produkt kaufen, wenn er sagt, das höher bearbeitete Produkt ist sogar billiger?

00:34:11: Deswegen, ich glaube, ein Stück weit können da die Menschen auch nicht vor allem Missbrauch schützen.

00:34:16: Die Menschen müssen selbst auch ein Stück weit... wirtschaftlich sinnvoll agieren.

00:34:20: Und ich glaube, deswegen, man darf nicht auf jede Bio- oder Nachhaltigkeitskennzeichnung auch hereinfallen.

00:34:25: Wir stellen Sie als Politiker sicher, dass Transformation mit guten Arbeitsbedingungen und Tarifbindung einhergeht.

00:34:32: Das ist eine ganz entscheidende Frage.

00:34:35: Wir sind zum Beispiel der Meinung als SPD, dass wir ein Tariftreuegesetz brauchen, also wenn zum Beispiel öffentliche Aufträge erteilt werden, dass es nur an Firmen gehen soll, die tarifgebunden sind.

00:34:45: Wir haben im Moment ein riesengroßes Problem, dass immer mehr Unternehmen aus der Tarifbindung ausscheiden und das schwächt natürlich die Position der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und deswegen habe ich den dringenden Wunsch, dass wir den Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern klarmachen.

00:35:01: Tarifbindung ist wichtig, gerade auch die Mitbestimmung ist sehr wichtig, weil es gibt immer noch große Unternehmen in Baden-Württemberg, die bisher keinen Betriebsrat haben.

00:35:10: Die Vergleichsstudien zeigen eindeutig, dass Betriebsräte ein wichtiges Instrument für die Stabilität von Unternehmen sind und gerade wenn es in einer Zeit wo der Arbeitsmarkt nicht übermäßig gefüllt, es darum geht, gute Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten zu haben, ist, glaube ich, für manche Beschäftigten auch die Frage, habe ich dort einen Schutz durch einen funktionierenden Betriebsrat, ein Kriterium, warum man sich für ein Unternehmen oder eben gegen ein Unternehmen entscheidet.

00:35:34: Die

00:35:35: Energiewende betrifft Flächen, der Photovoltaik, Wind, aber auch Lebewesenbiosphären.

00:35:41: Wie wird der Flächenkonflikt geregelt?

00:35:44: Wir werden im Bereich der erneuerbaren Energien schauen müssen, dass wir dort nicht Lebens zu viel Fläche versiegeln.

00:35:52: Ich glaube aber, wenn wir die Gesamtökobilanz ziehen, ich nehme jetzt mal einen Vergleich, ein Atomkraftwerk oder ein Kohlekraftwerk, dann ist für mich die versiegelte Fläche für Windräder oder auch die versiegelte Fläche für Photovoltaik ein, wie soll ich sagen, ein guter Tausch, denn wir können Windkraftanlagen und insbesondere auch die Photovoltaikanlagen rückstandsfrei auch wieder abbauen.

00:36:16: Während bei Atomanlagen, ich glaube, das ist jedem klar erhebliche Kosten entstehen und auch die Folgewirkungen ganz andere sind.

00:36:24: Und man kann bei bestimmten Arten von Energiewirtschaft wie zum Beispiel bei Freiflächen Photovoltaikanlagen auch darauf achten, dass die Module weit genug auseinander sind, um zum Beispiel darunter Blühstreifen zu haben und dadurch wiederum die Artenvielfalt zu fördern.

00:36:38: Ich glaube, man muss auch bei dieser Energiewende, bei der Umstellung auf erneuerbare Energien im Blick haben, welche Auswirkungen es auf die Artenvielfalt hat und es gibt Möglichkeiten beides sozusagen in Einklang zu bringen.

00:36:50: Dank, Andreas.

00:36:51: Wir sind am Ende der zweiten Folge angekommen.

00:36:53: und eine letzte Frage an dich, wie immer.

00:36:56: Welches Momentum nimmst du aus dieser Folge für deine Arbeit mit?

00:36:59: Ich nehme vor allem die Motivation mit, dass wir das Thema Transformation mit all den Menschen, die davon betroffen sind, so kommunizieren und politisch besprechen, damit die Menschen keine Angst vor der Veränderung haben.

00:37:12: Das ist, glaube ich, das alles entscheidende Momentum, dass wir es schaffen, den Menschen eine Zukunftshoffnung zu geben und keine Zukunftsangst vermitteln.

00:37:21: Ja, vielen Dank, Jan-Dres, dass du dir heute die Zeit genommen hast, um auch diese hoffnungsvolle Botschaft am Schluss noch mal an unsere Zuhörerinnen und Zuhörer mitgegeben hast, denen wieder der Danke, dass sie uns Fragen geschickt haben, Wir wollen uns unter anderem mit dem Thema kommunale Finanzen und Wohnen beschäftigen.

00:37:38: Habt ihr dazu Fragen oder Anregungen, die ich unter den Nägeln brenne?

00:37:41: Lasst es uns wissen.

00:37:42: Unsere Kontakt und weitere Infos findet ihr in den

00:37:45: Show-Notes.

00:37:46: Und vergesst nicht, uns auf Instagram, Facebook oder LinkedIn zu folgen.

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